Im Namen Pettenkofers

Das Institut für Hygiene wurde nach der Gründung 1865 von dem bekannten Hygieniker Max von Pettenkofer (1818 – 1901) geleitet. Erst zum Wiederaufbau nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Institut jedoch nach ihm benannt. Die Zeit zwischen Pettenkofers Tod und der Eröffnung des heutigen Max von Pettenkofer-Instituts im Jahr 1961 war im wesentlichen von drei Persönlichkeiten geprägt: den Professoren Max von Gruber, Karl Kisskalt und Hermann Eyer. Alle drei versuchten, sich auf unterschiedliche Weise mit Pettenkofers Ruhm und Ruf in Verbindung zu bringen, sich Pettenkofer anzuschließen und gleichzeitig jedoch das Thema Hygiene in ganz eigene Richtungen voranzutreiben. Allen gleich ist dabei jedoch, dass alle drei diesen Weg verfolgten, indem sie die deutsche Rassenhygienebewegung und insbesondere die Rassenhygienik der nationalsozialistischen Ideologie maßgeblich unterstützen [1]. Diese Schlüsselrolle in der medizinischen Legitimierung rassistischer Annahmen und deren (pseudo-)wissenschaftliche Erforschung gehen allerdings im heutigen Erbe und in der vom Institut selbst angegebenen Geschichte unter. Was bleibt, ist der Name Pettenkofers, der bereits – wie wir im Folgenden zeigen werden – zur Jahrhundertwende das Image des Instituts positiv prägen sollte.

Max von Gruber und Karl Kisskalt

Ab 1902 leitete Max von Gruber das Institut für Hygiene. Dabei wurde er in den Jahren nach der Jahrhundertwende zu einem der frühesten und prominentesten akademischen Verfechter der Rassenhygiene [2]. Seine Auffassung der Rassenhygiene entstand jedoch nicht primär aus einer rein rassistischen Weltanschauung, die eine Hierarchie der “Rassen” oder erblichen Veranlagungen annahm, Gruber konzentrierte sich stattdessen vielmehr auf vermeintlich erbliche Verhaltensmerkmale wie Alkoholismus oder Sexualität, die er als krankhaft ansah. Seine Forschungsarbeit verfolgte daher das Ziel, durch geplante Fortpflanzung krankhaftes Verhalten zu verhindern. 

Trotz dieser Haltung spielte Gruber eine wesentliche Rolle in der Etablierung und Unterstützung rassistischer Forschungsprojekte. So organisierte er 1911 unter anderem gemeinsam mit dem Psychiater Ernst Rüdin (1874 – 1952), der später zu einem der vehementen Verfechter der brutalen eugenischen und rassistischen Maßnahmen des NS-Staats wurde, eine Sonderausstellung zu “Rasse” auf dem internationalen Hygienekongress in Dresden. Darüber hinaus versuchte Gruber, eine Verbindung seines Verständnisses von Krankheit zu seinem berühmten Vorgänger herzustellen, indem er behauptete, Pettenkofer habe mit seinen wissenschaftlichen Bemühungen ein “besseres Erbe” verfolgt (von Gruber, 1903, S. 4547). Abgesehen davon hielt sich Gruber jedoch davor zurück, Pettenkofers Erkenntnisse mit der eigenen Weltanschauung zu vermischen und beschränkte sich darauf, den Namen Pettenkofers in München zu fixieren. Vielmehr  verfolgte er eigene Interessen und schuf 1923 den ersten Lehrstuhl für Rassenhygiene. Diesen besetzte er mit Fritz Lenz (1887 – 1976), der sich zusätzlich zu seiner theoretischen Beschäftigung mit Rassenhygiene zunehmend der Praxis widmete. Denn bereits 1923 wurde am anthropologischen Institut der Universität München ein Beratungsangebot eingerichtet, wo ein Arzt – zweifelsohne Lenz – und ein Anthropologe unentgeltlich die biologische Familiengeschichte der Freiwilligen erforschten. Das Angebot wurde später auf die Eheberatung in Erbschaftsfragen ausgeweitet [2].

Hermann Eyer

Nach seiner Ernennung gelang es ihm, die Erinnerung an Pettenkofer zu bewahren, indem er das Institut wieder aufbauen ließ und es nach Pettenkofer benannte. Die Tatsache, dass das Pettenkofersche Erbe des Instituts auf so prominente Weise sichtbar gemacht wurde, ist als Versuch zu verstehen, wieder an die Zeit anzuknüpfen, als die Hygiene noch unbelastet von rassistischen Theorien und unmenschlichen Praktiken war. 

Gerade wie der Institutsgründer von Gruber und Kisskalt zur Unterstützung ihrer partikularen, ja ideologisierten Forschungsinteressen insturmentalisiert wurde, nutzte Eyer nun auch Pettenkofer um die eigenen Verbrechen und die des NS-Staats zu verschleiern (Schütz et al., 2019). Nach Max von Gruber ist nach wie vor eine Straße sowie ein Brunnen in Schwabing West, in der Nähe des Luitpoldparks benannt.

Max von Gruber richtete 1923 eine außerordentliche Professur für Rassenhygiene am Institut ein, die er mit Fritz Lenz (1887–1976) besetzen lies. Unter Lenz wurde bereits im Jahre 1923 eine kostenlose Beratungsstelle am anthropologischen Institut der Universität München eingerichtet, in der Lenz selbst Forschung zur biologischen Abstammungsgeschichte von ratsuchenden Familien durchführte. Diese Beratungsstelle wurde später zur Eheberatung in Erbschaftsfragen ausgeweitet (Schütz et al., 2019). 

Nach der Machtergreifung 1933 wurde Fritz Lenz Inhaber des neuen Lehrstuhls für Rassenhygiene an der Universität zu Berlin sowie Leiter des Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. In dieser Funktion trieb er die Implementierung von Massensterilisationen und die Legalisierung der Eugenik voran (Schütz et al., 2019).

Nach seiner Ernennung gelang es ihm, die Erinnerung an Pettenkofer zu bewahren, indem er das Institut wieder aufbauen ließ und es nach Pettenkofer benannte. Die Tatsache, dass das Pettenkofersche Erbe des Instituts auf so prominente Weise sichtbar gemacht wurde, ist als Versuch zu verstehen, wieder an die Zeit anzuknüpfen, als die Hygiene noch unbelastet von rassistischen Theorien und unmenschlichen Praktiken war. 

Gerade wie der Institutsgründer von Gruber und Kisskalt zur Unterstützung ihrer partikularen, ja ideologisierten Forschungsinteressen insturmentalisiert wurde, nutzte Eyer nun auch Pettenkofer um die eigenen Verbrechen und die des NS-Staats zu verschleiern (Schütz et al., 2019). Nach Max von Gruber ist nach wie vor eine Straße sowie ein Brunnen in Schwabing West, in der Nähe des Luitpoldparks benannt.

Max von Gruber richtete 1923 eine außerordentliche Professur für Rassenhygiene am Institut ein, die er mit Fritz Lenz (1887–1976) besetzen lies. Unter Lenz wurde bereits im Jahre 1923 eine kostenlose Beratungsstelle am anthropologischen Institut der Universität München eingerichtet, in der Lenz selbst Forschung zur biologischen Abstammungsgeschichte von ratsuchenden Familien durchführte. Diese Beratungsstelle wurde später zur Eheberatung in Erbschaftsfragen ausgeweitet (Schütz et al., 2019). 

Eingangsschild des Pettenkofer-Instituts

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