Spendenaktion: sichere Masken für München
Mitte Februar haben wir einen Aufruf gestartet und Geld gesammelt um FFP2-Masken für die Tafel zu kaufen. So konnten wir mit Unterstützung der Liste demokratischer Ärztinnen und Ärzte über 2.400€ sammeln, womit wir ca. 8.000 Masken finanzieren konnten. Diese haben wir an mehreren Tagen Anfang März an verschiedenen Ausgabestellen der Münchner Tafel verteilt.






Wir möchten uns deshalb auch hiermit bei den vielen Menschen der Tafel für ihre größtenteils ehrenamtliche und tägliche Arbeit bedanken. Denn jede Woche verteilen die Helfer:innen der Tafel 125.000 kg Lebensmittel an über 20.000 Menschen. Außerdem werden mehr als 100 soziale Einrichtungen versorgt, also z.B. Kindergärten, in denen überwiegend Kinder aus finanziell schwächeren Familien betreut werden. Unterstützt werden Menschen in München, die am und unter dem Existenzminimum leben. Auch Menschen, die Grundsicherung (seit 2021 464€ für eine alleinstehende Person) beziehen sowie viele Renter:innen, die nach Abzug von Miet- und Nebenkosten ebenfalls nicht mehr viel übrig zum Leben haben, finden bei der Münchner Tafel ein wenig Unterstützung. Während unserer Zeit an den Vergabestellen und im Gespräch wurden wir daran erinnert, dass Armut isoliert: deshalb versuchen die Menschen bei der Tafel nicht nur Nahrungsmittel bereitzustellen, sondern auch Nahrung für die Seele anzubieten, indem die Ausgabestelle ein wenig als sozialer Treffpunkt genutzt wird – mit musikalischem Programm, möglichst viel Zeit für Gespräche und so weiter. Gerade während der aktuellen Zeit sind emotionale und soziale Nähe wichtig. Die Kosten für die Masken beispielsweise isolieren die Menschen auch weiter, weil nun selbst die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel aufgrund der hohen Kosten für die Masken zum Luxus wird. Wir hoffen also so einen kleinen Beitrag geleistet haben zu können und teilen damit gerne unsere Erlebnisse mit allen, die gespendet haben.
Seit dem 18. Januar 2021 gilt im Zuge der SARS-CoV-2-Pandemie und der damit einhergehenden erhöhten Krankheitsinzidenzen die FFP2-Maskenpflicht in Bayern, da diese Masken im Gegensatz zu vielen anderen Mund-Nasen-Schutz-Alternativen zusätzlich die tragende Person schützen. Die Masken werden in Apotheken und im Einzelhandel zu einem Preis von einem bis fünf Euro verkauft. Der Hartz IV Tagessatz für Essen und Verpflegung beträgt im Vergleich dazu 4,85 Euro. Wenn man ohne eine FFP2-Maske einkaufen geht oder den öffentlichen Nahverkehr nutzt, kann ein Bußgeld in Höhe von 250 Euro anfallen.
Nachdem Sozialverbände und die politische Opposition Kritik an den Maßnahmen und den damit einhergehenden Kosten für die Bevölkerung geübt hatten, kündigte die bayerische Staatsregierung an, insgesamt 2,5 Millionen FFP2-Masken für hilfsbedürftige Menschen (dazu zählen laut Regierung Empfänger:innen von Grundsicherung, Obdachlose und Nutzer:innen von Tafeln) gratis zur Verfügung zu stellen. Dies reiche für fünf Masken pro Person. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rät jedoch dazu an, die Masken regelmäßig zu wechseln und nach dem Gebrauch zu entsorgen, da sonst ihr Schutz nicht mehr gewährleistet sei. Vor diesem Hintergrund reichen fünf Masken also nicht aus, um die Maßnahmen über eine längere Zeit zu tragen.
Eine Berliner Studie konnte zeigen, dass Wohnungslosigkeit sowieso schon mit einem Spektrum diverser somatischer und psychischer Krankheiten einhergeht (Bauer, 2012). Es wird zudem angenommen, dass obdachlose Menschen ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus haben sowie häufiger einen schweren Krankheitsverlauf zeigen (Lewer et al., 2020; Tsai & Wilson, 2020).
Die Winterzeit führt zusätzlich dazu, dass wohnungslose Menschen Schutz vor Kälte suchen, beispielsweise in U-Bahnhöfen. Das Problem dabei ist, dass dies ohne FFP2-Maske nun unmöglich geworden ist. Außerdem sind öffentliche Bahnfahrten zu gewohnten Unterkünften und Anlaufstellen durch die erhöhten Kosten für Masken zum Luxus geworden – das führt ebenfalls zu einer wachsenden sozialen Isolation. Die Stellen, die hilfsbedürftige Menschen mit notwendigen Dingen ausstatten, sind zur Zeit geschlossen oder begrenzt geöffnet. Durch die Abstandsregeln können nur noch ein Viertel der sonst versorgten Menschen die Zufluchtsorte besuchen oder müssen zum Teil mehrere Stunden warten bis sie an der Reihe sind. Das is nicht nur kalt, sondern birgt auch ein hohes infektiologisches Risiko. Es Bedarf daher also weitere Unterstützung, derer Menschen die am härtesten von den sozialen Folgen der Pandemie getroffen werden.
Literatur
Bauer, T.E.S. (2012): Medizinische und soziodemographische Charakteristika der Patienten des Berliner Gesundheitszentrums für Obdachlose (Dissertation, Medizin und Gesundheit).
Lewer, D., Braithwaite, I., Bullock, M.m Eyre, M.T., White, P.J., Aldridge, R., et al. (2020): COVID-19 among people experiencing homelessness in England: a modelling study, The Lancet Respiratory Medicine, Volume 8, Issue 12, 1181-1191.
Tsai J, Wilson M. (2020): COVID-19: a potential public health problem for homeless populations. Lancet Public Health;5(4):e186-e7.